Kino kann mehr als die Summe seiner Teile. Es ist mehr als die überlebensgroße Leinwand. Mehr als der wuchtige Klang. Die gepolsterten Sessel. Die Snacks auf dem Schoß. Die Gemeinschaft von Fremden. Der Austausch und die Plaudereien im Anschluss. Kino ist für mich noch immer ein Erlebnis, gleich ob es der beeindruckende Rausch im konformen Stil des enormen Kinokomplex mit seinen Hightech-Gadgets, oder die intime Nähe des kleinen in die Jahre gekommenen Programmkinos ist. Alles steht und fällt selbstverständlich mit der Wahl des Filmes und das scheint mir leider immer häufiger das Problem zu sein. Nie gab es ein so großes Angebot an Filmen wie in den letzten Jahren, aber die wirklich nachhaltig beeindruckenden Filme scheinen dabei immer mehr so schwer zu finden zu sein, wie ein Diamant in einer Kornflakes-Packung.
Selbstverständlich lässt sich über Geschmack streiten, aber man ist ja dennoch stets darum bemüht deutlich zu machen, dass man einen guten von einem schlechten Film unterscheiden kann, anhand welcher Kriterien auch immer. Das sieht man nicht zuletzt an den zahlreichen großen und kleinen Filmpreisen, die Jahr für Jahr verliehen werden. Der nächste große Stop, noch immer der größte in dieser Liga, sind die Oscars, die dieses Jahr Ende Februar zum dreiundachzigsten Mal verliehen werden.
Die Oscars sind nicht mehr das, was sie mal waren. Habt ihr den Satz auch schon mal von jemandem gehört, der dabei naserümpfend an einem beliebigen Getränk auf einer Party nippt? Mal im Ernst, was waren sie denn irgendwann mal? Natürlich hat es viel mit Prestige zu tun und es macht auch Spaß die ein oder andere Oscar Rede zu schauen, und man darf auch mal gerührt sein, aber die falschen Filme wählen sie dennoch aus, wenn es um die Verteilung des goldenen Onkels geht – und das nicht erst seit Titanic. Ein paar Beispiele.
1994. Ein gutes Jahr für Filme, und unter den Nominierungen für den besten Film des Jahres finden wir unter anderem The Shawshank Redemption (dt. Die Veurteilten). Glaubt man dem zurecht überbewerteten Mob der International Movie Database, ist es der beste Film, der jemals gedreht wurde. Ebenfalls im Rennen ist mit Pulp Fiction einer der einflussreichsten und wichtigsten Filme der letzten 25 Jahre. Der Citizen Kane des ausgehenden Jahrtausends. Tarantino gelang es nachhaltig den strukturellen Umgang mit der Erzählweise von Kino neu zu definieren und Sehgewohnheiten in Frage zu stellen. Der Oscar hingegen ging an Robert Zemeckis Forest Gump, einem netten, teilweise wirklich schön anzusehenden Film, der aus einem eigenwilligen Winkel auf die amerikanische Geschichte blickt und uns die stammtischphilosophische Analogie von Leben und Pralinenschachteln beschert hat. Nachhaltigkeit, Innovation, Originalität? Mehr als ein netter Sonntagnachmittagszeitvertreib ist das nicht.
1974. Zwei der beeindruckendsten US-amerikanischen Schauspieler stehen vermutlich auf ihrem Zenit des Schaffens und spielen die Hauptrolle in zwei beachtlichen und bis heute ohne Frage als großartig zu erachtenden Filme: Jack Nicholson in Chinatown und Al Pacino im zweiten Teil des Paten. Da darf ruhig ein Raunen durch die Reihen gehen. Aber wer erhält den Oscar für die beste männliche Hauptrolle? Art Carney für Harry & Tonto. Ein doppeltes WTF? Das denke ich auch. Kann man sich beim Verleih des vermeintlich bedeutendsten Filmpreises ever einen noch größeren Fauxpas leiten? Selbstredend.
1941. Das Jahr des Cititzen Kane aller Cititzen Kanes! Orson Wells Original, nachdem Kino nie wieder so sein würde wie zuvor, stand neben einem eigentlich nicht minder beachtenswerten Film auf der Nominierungsliste für den besten Film des Jahres: The Maltese Falcon (dt. Die Spur des Falken). Nun, wer sich wie auch immer nur ein wenig mit der Geschichte der bewegten Bilder auf der großen Leinwand auskennt oder auch nur das ein oder andere Interview mit den großen Filmemachern unserer Zeit gehört hat, in welchem regelmäßig Wells Opus magnum gehuldigt wird, dem sollte klar sein, welcher Filme hier als einzig denkbarer Film ausgezeichnet wird. Wer bekommt den Oscar für den besten Filme (und auch gleich noch für die beste Regie obendrauf)? How Green Was My Valley (dt. So grün war mein Tal) von John Ford. Schon mal gehört? Eben.
And the Oscar goes to wen-auch-immer. Was jedoch spannend sein könnte ist – und damit kommen wir auf das verwendete Bild dieses Posts – die Moderation. Die übernimmt nämlich dieses Jahr neben James Franco – der unlängst die Hauptrolle in dem wunderbaren Film über das Beatgedicht „The Howl“ von Allen Ginsberg übernahm – Anne Hathaway. Was ist an dieser jungen Lady so interessant? Mrs. Hathaway wird die Rolle der Selina Kyle mit hoffentlich neuem und ambitioniertem Leben erfüllen, wenn sie diese nach Michelle Pfeiffer und dem total Ausfall Halle Berry in Christopher Nolans abschließenden Film seiner Batman-Trilogie - The Dark Knight Rises - spielen wird: Catwoman. Und deshalb ist schon jetzt jeder Auftritt von ihr sehr willkommen.
Die "Aktion KINO KANN..." wurde initiiert von Christians Foyer und ist zur Teilnahme empfohlen.
Citizen Kane hat kein Oscar bekommen? Heftig! Hätt ich nicht gedacht. Das Bild von Catwoman ist ein cool. Von wem ist das?
AntwortenLöschenDas Original stammt von Adam Hughes. Die Version, in der das Gesicht von Mrs. Hathaway eingearbeitet wurde, vervielfältigt sich gerade überall im Netz, da kenne ich keine Quelle.
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