Montag, 18. Oktober 2010

Nordhessen geschmackvoll!

Logo Nordhessen Geschmackvoll
Über die Bedeutung und Wichtigkeit regionalen Konsums haben wir bereits berichtet. Jetzt wollen wir einen Schritt weiter gehen und etwas mehr über das Essen "unserer" Region erzählen. George und ich sind gebürtige Nordhessen und wir sind natürlich geprägt von Kultur und Tradition Nordhessens, gerade was das Kulinarische anbelangt. Na gut, George etwas weniger als ich, denn Nordhessen steht in erster Linie für Fleisch, insbesondere Wurst - Ahle Wurscht. Weckewerk. Schmandschnitzel. Defige Hausmannskost eben. Ich mag das sehr. Aber Nordhessen hat kulinarisch noch mehr zu bieten als Wurst. Davon konnten wir uns kürzlich in Melsungen auf dem Spezialitätenmarkt "Nordhessen geschmackvoll" überzeugen.

"Nordhessen geschmackvoll" ist ein Spezialitätenfestival auf dem jedes Jahr über 50 Genusshandwerker aus der Region ihre Produkte zur Schau stellen können. „Alle teilnehmenden Genusshandwerker müssen ihre Zutaten und Herstellungsweisen offenlegen,“ erklärt Hanns Kniepkamp, Vorsitzender von Slow Food Nordhessen und Mitorganisator vom Veranstalter geschmackvoll! e. V. Die Hersteller von qualitativ hochwertigen Produkten sollen eine Plattform für ihr Handwerk und ihre Produkte bekommen und die Besucher sollen für dieses Thema sensibilisiert werden. Die Verwendung von Geschmacksverstärkern, Aromen und sonstigen Zusatzstoffen ist ein Ausschlusskriterium für die Hersteller.

Das klingt alles ganz hervorragend und ich kann euch sagen, dass es auch genau so schmeckt. Wir haben natürlich an vielen Ständen die angebotenen Produkte probiert und George hat an dem ein oder anderen interessanten Stand ein Interview mit dem Betreiber geführt, um euch hier eine kleine Auswahl an Betrieben vorstellen zu können, die uns besonders angesprochen haben.

Den Anfang macht hier die Upländer Bauernmolkerei. Sie setzt sich vorallem für Regionalität, faire Preise und Bio-Produkte ein, mit besonderem Augenmerk auf Produkte, die frei von Gentechnik hergestellt werden. Insgesamt 133 Landwirte sind hier in einer Genossenschaft organisiert und alle Entscheidungen werden demokratisch gefällt. Zum Programm gehört es auch, dass immer wieder Rezept-Ideen zusammengestellt werden. Die junge Dame am Stand empfahl uns sehr schlicht ein frisches Schmandbrot und Honig.

Auch die junge Ringgauer Landkäserei aus Grandenborn ist politisch engagiert. 2007 als soziales Projekt mit der Integration von geistig Behinderten Menschen aus der Region eröffnet, erlangte die Käserei für ihren Roten Ringelberger bereits eine Auszeichnung - wir fanden den cremigen Käse, der während der Reifung mit Rotwein behandelt wird übrigens auch sehr lecker!

Käse ist letztlich eine sensible Sache. Das verriet uns auch der sympathische junge Herr vom Kreuzhof. Deren Bio-Ziegenkäsesorten seien die besten, weil sie nicht nur die cleversten Namen trügen (Schlotterhannes, Achtes Geißlein), sondern auch, weil die rund 40 Edelziegen nur frisches Gras und Kräuter auf den anliegenden Wiesen fressen.

Nocheinmal Käse probierten wir beim nach demeter-Standard geführten Kirchhof aus Alheim-Oberellenbach. 10-12 kg Milch benötigt man für ein Kilogramm ihres prämierten Pfaffenberger. Der Rohmilchkäse nach Bergkäse-Art reift zwischen einem und zweieinhalb Jahren, bis er dieses fantastische Aroma entwickelt.

Während George weiter vom Käse schwärmte, interessierte mich, was es so an fleischlichen Genüssen gab. Als bester Fleischer Hessens 07/08 ist die Wurstmanufaktur Rohde ausgezeichnet. Hier gibt es selbstverständlich die für die Region typische Ahle Wurscht, die bei Rohde nach traditionellem Verfahren ohne Zugabe von Zusätzen im Warmverfahren, d.h. das Fleisch wird im noch warmen Zustand nach der Schlachtung verarbeitet, gefertigt wird und reift dann traditionell in einer Lehmkammer. Und man verwendet für die beste aller Würste Teile des ganzen Schweines. Vom Schinken bis zum Filet. Ein Traum!

George klinkte sich wieder ein, als es zum Saftmobil ging, einer kleinen Mosterei auf Rädern. Hier wird entweder aus den selbst mitgebrachten Äpfeln Saft gewonnen, oder man bedient sich der zahlreichen Streuobstwiesen. Da diese Äpfel unbehandelt sind, sind die Säfte biozertifiziert. Und lecker! Und dank des Bag-In-Box-Sytems, ist der Saft auch angebrochen bis zu zwei Monaten haltbar.

Saft gibt es auch beim Heuhof aus Breitau, doch waren wir mehr an den vielen Marmeladen-Sorten interessiert. Auch wenn uns Pflaume mit Sternanis oder Birne mit Zimt ansprachen, empfahl uns Herr Brüggemann die schlichte Himbeer-Marmelade. Die sei so fruchtig, dass es seine Lieblingsmarmelade ist. Den Namen hat der Heuhof übrigens daher, dass es ein über 100 Jahre alter Bauernhof ist, bei dem man heute auch einkehren kann und - it's exactly what it says on the tin - auf Heu schlafen kann. Auch wenn der Hof nach Bio-Richtlinien arbeitet, ist er nicht zertifiziert: Der finanzielle Aufwand sei zu groß für einen Kleinstbetrieb.

Zum Nachtisch besuchten wir noch die Pralinenwerkstatt aus Kassel. Der kleine Betrieb stellt über 60 verschiedene Sorten handgefertigter, süßer Köstlichkeiten her und hat seit diesem Frühjahr eine Chocolatier-Cafe-Patisserie eröffnet. Chef Thomas Ernst gestand zwar, dass er beim täglichen Umgang mit Schokolade eigentlich kaum welche esse, aber Curry-Honig sei dennoch seine liebste Praline.

Ich hoffe euch hat unser kleiner Rundgang über den Melsunger Markt gefallen und ihr konntet einen kleinen Einblick in die nordhessische Kulinarik gewinnen. Wir freuen uns auf einen Besuch von Nordhessen geschmackvoll im nächsten Jahr und konnten einige von euch vielleicht davon überzeugen es uns gleich zu tun. Im Laufe der Zeit werden wir bestimmt den ein oder anderen vorgestellten Betrieb einmal besuchen, um etwas ausführlicher über ihn berichten zu können und euch vor allem mit Rezepten für die leckeren Zutaten versorgen zu können.

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3 Kommentare:

  1. Da hattet ihr ja einen tollen Tag in Melsungen. Wenn man das so sieht, war nicht nur das Wetter gut, sondern auch die Angebote an gutem Essen. Sehr schöner Bericht darüber!!!

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  2. Warum hat mir denn niemand bescheid gesagt? ;-) Das hätte ich mir auch gerne angeguckt, nur mag aus meinem mir bekannten nordhessischen/südniedersächsischen Umfeld sowas niemand :-/ Dabei sollte man sich ja auch den kulinarischen Gegebenheiten anpassen (Grüne Soße wurde schon erfolgreich in meinen Speiseplan integriert *g*) ... Naja, nächstes Jahr dann mal! Und mal sehen, vielleicht bringe ich Herrn Papa mal so ne Ahle Wurst von Rohde mit :-)

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  3. @Kessiecat: Ja, das war ein wirklich schöner Tag und das Essen war auch klasse. Nur schade, dass man nicht alles probieren konnte :-)

    @Anikó: Wir kündigen es vielleicht nächstes Jahr tatsächlich mal vorher an und dann nehmen wir dich auch gerne mit :) Und so ne Ahle Wurscht ist schon weltklasse. Die vom Rohde hab ich jetzt ja auch probiert und bin begeistert. Wenn die der Papa nicht mag...

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