Auf dem Cover lächelt mir eine strahlende Frau entgegen und bietet mir irgendetwas an, was wie Sushi ausschaut. Die gewöhnungsbedürftig-südamerikanisch anmutende Schriftart schreit "Cocina Sabina". Aha. Das Kochbuch stellt also die Liebslingsrezepte aus der Küche von Sabine Hueck zusammen. Sabine Hueck? Kannte ich auch nicht, aber nach nur kurzer Recherche weiß ich etwas mehr. Zum Beispiel, dass die Brasilianerin ursprünglich mal eine Strandkonditorei aufmachte, und heute in Berlin ein Catering-Unternehmerin betreibt und als Kochlehrerin arbeitet. Das klingt zwar nicht uneingeschränkt umwerfend - außer das mit der Strandkonditorei, das finde ich schon sehr schick irgendwie - aber es verrät vor allem noch nicht viel über den Inhalt des Kochbuches. Schauen wir uns die Bewertungskategorien mal im Einzelnen an:
Persönlichkeit - ★★★★★☆☆
Persönlichkeit - ★★★★★☆☆
Sabine Hueck wuchs in São Paulo auf und träumte dort von Kirschen und Zwetschken, weil ihre beiden Großmütter aus Berlin stammten - ihrer heutigen Wahlheimat. Vielleicht ging es dabei auch darum, dass die Kirschen aus Nachbarsgarten immer etwas besser schmecken als die eigenen, aber, so schreibt sie, hat sie so früh gelernt, Gerichte mit den verschiedensten Zutaten zu imrpovisieren. Die Einflüsse der italienischen, japanischen und libanesischen Einwanderer um sie herum inspirierte sie nur noch mehr zu dieser Grundhaltung in ihrer Küche. Das klingt ganz wunderbar, aber leider geht sie außer im Vorwort nicht mehr wirklich auf solche Dinge ein. Die nachfolgenden Rezepte bestehen immer nur aus eben diesen, den Kochanweisungen. Lediglich in den knappen Kapiteleinführungen kommt sie nocheinmal kurz zu Wort, doch warum sie gerade dieses eine Gericht so sehr liebt, oder was sie hier wie und warum austauscht, erfahren wir nicht. Schade.
Rezepte - ★★★☆☆☆☆
Frau Hueck beschert uns rund 80 Rezepte, mit denen sie eine große Vielfalt ihrer verschiedenen kulinarischen Einflüsse abzudecken versucht. Da bekommt dann japanisches Sashimi eine peruanische Wendung, oder - halt dich fest Jim! - die gute alte Grüne Soße wird mit Wachteleiern und Süßkartoffeln zubereitet. Das klingt erstmal spannend und originell, doch dann kommt ein "aber". Aber die ständige Suche nach Zutaten wie "Aji Amarillopaste", "Banenblätter", "Kaffirlimettenblätter", "Palmherzen" oder "La-Lot-Blätter" macht nur bedingt Spaß - und ist was saisonale und regionale Aspekte anbelangt zumindest zu überdenken. Vorallem dann, wenn für die Gnocchi mit Salbei-Butter unbedingt Maniok anstelle von Kartoffeln verwendet werden sollen. Einen wirklich markanten Unterschied bemerkte mein ungeschulter Alltagsgaumen nämlich nicht, was es fraglich macht, ob man wirklich die aus Südamerika oder Afrika importierte Wurzel auf Biegen und Brechen verwenden muss. Denn, so doch die eigentlich schöne Idee von Frau Hueck, musste sie sich doch in São Paulo immer mit den heimischen Zutaten arrangieren, selbst wenn sie aus der deutschen Küche ihrer Oma etwas zaubern wollte. Warum dann nicht in diesem in unserer Region veröffentlichten Kochbuch auf multikulinarische Entdeckungsreise gehen und eben hießiges verwenden? Improvisieren war doch der Plan, oder? Schade.
Fotos - ★★☆☆☆☆☆
Die Fotos der Gerichte sind allesamt nett und schön anzuschauen, gehen über den sich mittlerweile etablierten Standard der Foodfotografie nicht hinaus. Kein pawlowscher Effekt bei mir. Leider bekommt man auch nur zu gut der Hälfte der Rezepte überhaupt ein Bild zu sehen. Ganz schlechte Idee für ein Kochbuch! Stattdessen sehen wir auf knapp 20 Fotos Frau Hueck mit einem unablegbaren Dauerlächeln, dass man sonst nur aus dem Musikandenstadl kennt. Falls dies potentiellen Lesern die "natürliche Lebensfreude der Südamerikaner" verdeutlichen soll, kann ich nur dazu raten weniger mit Klischees zu arbeiten und dafür etwas mehr Authentizität ins Spiel zu bringen. Auch hier, schade.
Übersichtlichkeit - ★★★★☆☆☆
Frau Hueck gliedert ihre Rezepte in elf Kapitel, die sozusagen ihre kulinarische Weltreise darstellen. "Deutsche in den Tropen", "Naher Osten im fernen Rio", "Italien in Südamerika". Ihr versteht. Das ist eine gute Idee und hebt ihr Gesamtkonzept gut hervor, fördert aber nur bedingt die Möglichkeit rasches dieses eine Rezept wiederzufinden. Die Rezepte selbst sind immer gleich aufgebaut und für jeweils etwa 4 Personen vorgesehen, also sehr übersichtlich. Das Rezeptregister am Ende ist größtenteils hilfreich, auch wenn hier die ein oder andere Perle zu finden ist. (Ich bin ja langsam von solchen Sachen fasziniert, wie letztens die Erdbeermarmelade, die unter "K" zu finden war.) Wo würdet ihr eine Rindfleisch-Roulade mit Kumquat und Koriander-Reis suchen? Na? Unter "R" wir Rindfleisch, Roulade oder Reis? Die Chancen stünden schließlich gut. Oder wagt sich jemand an "K", weil ja auch Kumquats enthalten sind? Weit gefehlt, liebe Systematiker, denn der Rotwein, mit dem das angebratene Fleich abgelöscht wird ist hier ausschlaggebend! Aber Moment George, du hast doch gerade gesagt "R" wäre falsch! Stimmt, lieber Leser, du musst unter "I" suchen. "I" wie "In Rotwein geschmort"! WTF?
Kommen wir zum Praxistest. Der überwiegende Teil der Gerichte ist sehr fleischlastig, aber es gibt einige lecker klingende Salate und Snacks, die vegetarisch sind, weshalb ich mich mal auf soetwas gestürzt habe:
Thailändischer Papaya-Salat und Banenchips
Zutaten:
1 Kochbanane
1 EL Tandoori-Masala
Öl zum frittieren
1 unreife grüne Papaya
2 Knoblauchzehen
1 Schalotte
1 Chilischote
1 Tomate
(4 EL Fischsauce)
5 EL Limettensaft
3 EL Brauner Zucker
8-10 Salatblätter
50g geröstete Cashewkerne
Salz & Pfeffer
Praxistest - ★★★★☆☆☆
Von den Bananenchips war ich wenig angetan. Am Ende waren sie mir auch nach dem Abtropfen immer noch zu fettig, und den richtigen Kick hat die Gewürzmischung auch nicht gegeben. Der Salat war lecker, meiner Mitesserin allerdings zu süß. Aber es gab bei dessen Zubereitung einige Ungereimtheiten. Zum einen habe ich auf die Fischsauce verzichtet, weil ich nun mal keine Fischsauce esse. Damit muss ich leben. Problematischer war jedoch, dass man auf dem zugehörigen Bild im Kochbuch alles so sieht, wie man sich das Ergebnis vortsellt, wenn man meiner Anleitung oben folgt. In Frau Huecks Anleitung hingegen steht, dass man anstelle alles so zu essen, die gesamten Zutaten bevor man den Salat und die Nüsse hinzufügt, im Mörser zerstoßen soll. Wie denn nun? Zerstoßen wie im rezept oder grob lassen wir im Bild? Ich habe mich dagegen entschieden, da ich ganz gern kaue und keinen Salatbrei wollte. Ich habe noch einige andere Gerichte aus dem Kochbuch getestet - wie die bereist erwähnten Maniok-Gnocchi, die wirklich lecker waren, aber eben die Kartoffel-Maniok-Geschichte bedacht werden muss -, richtig angemacht hat mich aber leider nichts. Schade.
Geben wir nun die Einzelwertungen in meine geheime Formel mit der Bauchgefühlskonstanten ein, erhalten wir folgendes, subjektives Ergebnis:
Gesamtwertung - ★★★☆☆☆☆
Multikulinarische Vielfalt die begeistern kann, es aber leider nicht tut. Schade.
Sabine Hueck
Cocina Sabina
rund 80 Rezepte
160 Seiten, zahlreiche Farbfotos, Hardcover
erschienen bei Tre Torri
ISBN 978-3-941641-44-0
19,90 €
1 EL Tandoori-Masala
Öl zum frittieren
1 unreife grüne Papaya
2 Knoblauchzehen
1 Schalotte
1 Chilischote
1 Tomate
(4 EL Fischsauce)
5 EL Limettensaft
3 EL Brauner Zucker
8-10 Salatblätter
50g geröstete Cashewkerne
Salz & Pfeffer
Die Papaya waschen, schälen, der Länge nach halbieren, die Kerne herauslösen und das Fruchtfleisch in lange Streifen schneiden. Knoblauch, Schalotten, Chili und Tomaten grob hacken. Dann alles in eine Schüssel geben und Fischsauce, Limettensaft und Zucker zufügen und vermengen. Mit den Salatblättern anrichten und mit den Cashewkernen bestreuen.
Die Banenen schälen und dann mit einem Hilfsmittel der Wahl in 1-2 mm dünne Scheiben schneiden. Ausreichend Öl in einem Topf erhitzen und die Bananen darin portionsweise rund 2 Minuten frittieren. Auf Küchenpapier abtropfen lassen und mit der Tandoori-Masala und nach bleiben mit Salz würzen.
Rezept druckenPraxistest - ★★★★☆☆☆
Von den Bananenchips war ich wenig angetan. Am Ende waren sie mir auch nach dem Abtropfen immer noch zu fettig, und den richtigen Kick hat die Gewürzmischung auch nicht gegeben. Der Salat war lecker, meiner Mitesserin allerdings zu süß. Aber es gab bei dessen Zubereitung einige Ungereimtheiten. Zum einen habe ich auf die Fischsauce verzichtet, weil ich nun mal keine Fischsauce esse. Damit muss ich leben. Problematischer war jedoch, dass man auf dem zugehörigen Bild im Kochbuch alles so sieht, wie man sich das Ergebnis vortsellt, wenn man meiner Anleitung oben folgt. In Frau Huecks Anleitung hingegen steht, dass man anstelle alles so zu essen, die gesamten Zutaten bevor man den Salat und die Nüsse hinzufügt, im Mörser zerstoßen soll. Wie denn nun? Zerstoßen wie im rezept oder grob lassen wir im Bild? Ich habe mich dagegen entschieden, da ich ganz gern kaue und keinen Salatbrei wollte. Ich habe noch einige andere Gerichte aus dem Kochbuch getestet - wie die bereist erwähnten Maniok-Gnocchi, die wirklich lecker waren, aber eben die Kartoffel-Maniok-Geschichte bedacht werden muss -, richtig angemacht hat mich aber leider nichts. Schade.
Geben wir nun die Einzelwertungen in meine geheime Formel mit der Bauchgefühlskonstanten ein, erhalten wir folgendes, subjektives Ergebnis:
Gesamtwertung - ★★★☆☆☆☆
Multikulinarische Vielfalt die begeistern kann, es aber leider nicht tut. Schade.
Sabine Hueck
Cocina Sabina
rund 80 Rezepte
160 Seiten, zahlreiche Farbfotos, Hardcover
erschienen bei Tre Torri
ISBN 978-3-941641-44-0
19,90 €
Dieses Kochbuch hatte ich auch schon in der Hand, habe es aber wegen all der exotischen Zutaten, die man nicht mal eben so findet, wieder weggelegt.
AntwortenLöschenJa, eines der großen Probleme die ich auch darin sehe.
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